Vorne die Bisadoa, hinten Irun. Dahinter: viel Spanien. |
Mittwoch, 16.10.2019
1. Wandertag
Hendaye (F) nach Lesaka
5,5h (mit Pausen) / 22km
5,5h (mit Pausen) / 22km
302m hoch / 250m runter
Frühstück, dann schnell zum Supermarkt und ein paar Getränke und Snacks für den Rucksack einkaufen. Alle meine lieben französischen Freunde sind wieder da: Demi-Baguettes, Coca Cola in Dosen, der krass saure Zitronensaft aus dem Kühlregal, die abgefahrenen französischen Schweppes-Sorten. Auf dem Weg zurück ins Hotel bin ich beflügelt von Vorfreude auf den heutigen Tag.
Rucksack auf und los, rüber nach Spanien, immer am Fluß entlang, der zuerst noch schwer nach Meer riecht und offensichtlich mit den Gezeiten wächst und schrumpft. Elegant führt mich der Pfad auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse immer hart am Wasser, unter allen Schnellstraßen durch, an allen Industriegebieten vorbei. Ich höre LKWs hinter Hecken rangieren, drücke mich an Repsol-Tankstellen vorbei, durch schier endlose Logistikwelt. Aber ich muß mich heute nicht darüber ärgern, denn ich habe einen grünen Tunnel aus Weg und Wald ganz für mich alleine, nur manchmal muß ich ihn mit ein paar Radfahrern teilen.
nicht im Bild: die unidyllische Landstraße rechts |
Optisch ist der Tag tiptop, dank der alten Eisenbahn-Trassenführung muß ich auch kaum Steigungen laufen, was für die alten Knochen eigentlich der perfekte Einstieg in die Tour ist. Ich genieße Wetter sowie Aussicht und versuche dabei zu ignorieren, daß der ganze Tag akustisch von LKWs untermalt ist. Mein Weg läuft zwar zuverlässig/malerisch im Flußtal entlang, aber dort verläuft außer der kommunalen Landstraße eben auch die fette Nationalstraße, auf der sich die 40-Tonner aneinanderreihen wie eine Ameisenkolonne.
Aber egal, die Stimmung hält und das Wetter auch. Entspannte 18 bis 20 Grad, mal ein paar Wolken, mal was Sonniges. Ich habe Zeit, setze mich zur Mittagspause hin (nach wie vor das beste Rezept gegen zu schweren Rucksack: Mittagspause und Vorräte aufessen/trinken. Das macht den Rucksack IMMER leichter.) und lese ne Runde.
In den letzten Tagen scheint es viel geregnet zu haben, die Pfützen und Rinnsale sprechen Bände. Auch die Bidasoa ist so schlammig-orange, daß sie eher an einen Fluß aus Mangolassi oder Karottensaft erinnert. Aus allen Ritzen in den Steinwänden neben mir tröpfelt das Wasser -- was für ein Gegensatz zum staubig-trockenen Spanien, das ich letztes Jahr im Mai zuletzt erlebt habe.
Der Weg führt immer wieder durch alte Eisenbahntunnel, der Längste ist stockdunkel und weil ich zu faul bin, meine Stirnlampe aus dem Rucksack zu fummeln, funzele ich statt dessen mit dem Handy vor mir her. Weiter als 3m sehe ich nicht, dahinter könnte auch eine Betonwand sein. An der Decke gibt es alte Stromleitungen, offensichtlich gab es hier mal "Licht on demand", wovon der freundlich markierte Druckknopf am Tunneleingang noch kündet. Aber ach, die Zeiten sind vorbei. Ich drücke ins Leere, irgendjemand hat irgendwann die Lampen abgebaut. Also durchgegruselt.
Als mich der Weg am mittleren Nachmittag an einem Landstraßenhotel samt angeschlossener Spedition ausspuckt, biege ich nach rechts ab, verlasse das Flußtal und mache mich auf die letzten 2km nach Lesaka. Ich hätte auch faul im Landstraßenhotel übernachten können, aber ich hatte Lust auf Dorf, Einkaufen und eine Nacht ohne LKWs vor dem Fenster. Der Weg wird schmal, führt über eine uralte Steinbrücke und schlängelt sich bis zur Ermita de San Salvador. Ich hätte gerne mal reingespitzt, aber es ist wie immer in Spanien abgeschlossen. Also setze ich mich auf die kühlfeuchten Steinbänke hinter dem Brunnen, lasse mir den Duft des frischgemähten Grases in die Nase steigen und stecke selbige wieder mal ins Buch.
Die letzten Schritte bis Lesaka sind Feierabendwandern. Schlendern übers Feld, durch die Dorfstraßen im herrlich abgefahrenen baskischen Baustil. Mein Hostal hat irgendwie zu, aber ich kriege die witzigerweise slowakische Wirtin ans Telefon. Ihr Spanisch überfährt mich trotzdem wie ein D-Zug. Ich hab natürlich von meinem Grund-Spanisch aus dem letzten Jahr nix behalten. Aber das kommt sicher wieder...
Ich lasse das Auswärts-Abendessen ausfallen und verspeise lieber die Picknickreste aus meinem Rucksack. Vorher komplettiere ich das Dinner noch mit ein paar Ergänzungen aus dem kleinen Dorfsupermarkt; auf dem Weg dorthin komme ich an Palmen vorbei. Das ist doch mal ne Ansage an die Heimat! Im örtlichen DIA nehme ich mir noch 2 - na komm, 3 - Cruzcampo mit: Mein bevorzugtes Bier letztes Jahr in Andalusien. Was für ein schöner Auftakt...
Morgen geht es noch den ganzen Tag weiter auf der Via Verde de Bidasoa, wieder auf der ehemaligen Eisenbahntrasse, weiter nach Süden. Und danach dann endlich mal richtig in die Berge.
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