Mittwoch, 11. Dezember 2019

Tag 44: Mittelprächtige Laune, mittelprächtiger Tag.

Freitag, 06.12.2019
44. Wandertag
Venta El Borrego nach Castalla
6h (inkl. Pause) / 25km
521m rauf / 539m runter

Ey, ich hatte doch schönes Wetter bestellt! Der Morgen vor der Venta sieht erstaunlich fies aus, dunkle Wolken überall. Ich bin spät wach geworden und habe mir mißmutig die Wanderklamotten angezogen, die noch von gestern klamm sind. So habe ich auch keine Lust auf Frühstück, also raus und los.

Heute ist Feiertag (Tag der spanischen Verfassung), das Industriegebiet außerhalb von Banyeres schläft tief und fest, der Ort ebenfalls. Außer der kleinen Panaderia zwischen den Apartmentblocks from Hell. Ich muß hier weg.





Hinter Banyeres treffe ich in der nächsten Stunde noch ein paar Feiertagsjogger und -spaziergänger, dann wird es ruhig. Ein uralter klappriger Peugeot 205 hält rumpelnd neben mir und bietet an, mich ein Stück mitzunehmen. Neinnein, vielen Dank - aber die nette Geste zaubert mir trotzdem für die nächsten 10 Minuten ein Lächeln auf die Lippen.

Die Etappe heute ist nicht lang, um die 25km, in der Mitte ein ordentlicher Aufstieg. Die Sonne kommt kurz raus, bevor ich den Berg in Angriff nehme und ich finde eine kleine Wiese oberhalb der Straße, von wo aus ich alles überblicken kann. Frühstückspause. Aber ich halte es nicht lange aus, zu kalt und zu naß ist es immer noch um mich herum. Einzige Lösung: Warmlaufen. Unerwarteterweise finde ich eine Piste, die neben der erschreckend vielbefahrenen Straße nach oben führt und bin froh, daß ich in dem Gewusel aus Ausflüglern und Letztes-Mal-dieses-Jahr-Motorradfahrern nicht um meinen Platz kämpfen muß.

Auf dem GPS habe ich mir den schönen Marker "Ende Straßenetappe" gesetzt und diesmal freue ich mich wirklich darauf, von der Straße abzubiegen. Die nächste Stunde laufe ich entspannt durch ein kleines Tal bergab, treffe dabei wieder auf den GR7, den ich vor - äh, wie lange? - ungefähr einer Woche verlassen habe. Die letzten Tage bis Cieza werde ich wieder dem GR7 folgen, das reduziert auf jeden Fall den Anteil von Asphalt und Straßen. Bisher hat der GR7 sich fast immer geweigert, irgendwelche Wege zu benutzen, die breiter als 1,50m sind.


Heute ist Mountainbikertag, aus allen Ecken kommend und in alle Richtungen wuseln die Herren bergauf und bergab. (Einschub: Offensichtlich fahren in Spanien nur die Herren Mountainbike. Es dürfte Wochen her sein, daß ich mal eine Frau auf dem Fahrrad gesehen habe...) Kein Wunder, wie gestern auch schon wird der Nachmittag erfreulich sonnig. An der Area Recreativa oberhalb von Castalla/Onil ist die Hölle los, es wird gegrillt was das Zeug hält. Kinder rennen in marodierenden Horden durch den Wald, der Parkplatz ist voll. Es herrscht ein Stimmengewirr wie im Bierzelt. Für mich ein klarer Fall von Feiertagseuphorie.

Ich biege statt dessen ganz still nach links ab und wandere die letzten Kilometer bis runter nach Castalla. Es war ein etwas komischer Tag - erschreckend reizlos. Oder vielleicht hat meine unbegründete mißmutige Laune von heute früh einfach bis zum Nachmittag durchgehalten und mir den Tag vermurkst. Ich weiß es nicht. Ich mache noch ein paar Fotos von Castallas häßlichem Entree zwischen Autobahn und Industriegebiet, finde mein etwas seltsames Hotel neben einer Aldi-Filiale und bin / bleibe offensichtlich der einzige Gast für die Nacht. Passt irgendwie ganz gut zum heutigen Tag... Morgen darf besser werden.

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