Sonntag, 3. November 2019

Tag 13: Ein Tag zum Streichen, bitte einfach getrost vergessen.

Dienstag, 29.10.2019
13. Wandertag
Montmesa nach Gurrea de Gállego
4,5h (ohne Pause) / 24km
79m rauf / 160m runter

Hmm, wie fasse ich diesen seltsamen Tag zusammen? Mir war schon klar, daß das heute kein Schauwandern wird, aber ich habe es offensichtlich auch einfach nicht genießen wollen. Heute war auf jeden Fall der erste Tag, an dem ich null Motivation aufbringen konnte und daher die Disziplin zu Hilfe nehmen musste, um nicht zu verzweifeln.

Die heutige Etappe führte wie die 2. Hälfte des gestrigen Tages durch leeres Land, heute allerdings nochmal eine Ecke leerer. Dermaßen leer, daß das verfallene Gebäude neben der ehemaligen Bahnstrecke das einzige optische Ablenkung für mindestens eine ganze Stunde war. 
Die ganze Gegend wirkt dermaßen trostlos und dem großflächigen Getreideanbau versklavt, daß ich mir relativ früh am Vormittag Musik in die Ohren gesteckt und damit die Scheuklappen hochgezogen habe. Die ersten zwei Stunden ging's ja noch, da gab's wenigstens mal ne sanfte Kurve nach links oder rechts für's Auge. Danach gings aber für die nächsten zwei Stunden nur schnurgeradeaus. Und nix zu sehen. An allen Horizonten nur ferne Bergketten im Dunst. Kaum ein Baum neben dem Weg. Nothing to write home about. So kommt's, daß ich mich heute kein einziges Mal zur Pause hingesetzt habe und statt dessen nur stur vorwärtsgestapft bin.

Ich weiß, ich hab mir die Route selber ausgesucht, aber auch ich mache Fehler. Dies hier war sicher einer.

Wenigstens am Endpunkt hatte ich Glück. Gurrea de Gállego schlief schon wie ausgestorben und machte Siesta, als ich kurz nach 1400 Uhr hier eingelaufen bin. Ziemlich früh für ein Etappenende, aber hinter diesem Kaff kommt erstmal sehr lange nix. Außerdem hatte ich Vollgas beim Laufen gegeben, um zur Not noch den einzigen Bus in 25km entfernte Zuera zu erwischen, von dort aus wäre ich dann morgen wieder nach Gurrea zurückgefahren. Aber wider Erwarten hat das einzige Restaurante/Hostal des Ortes offen (in so kleinen Käffern ist sonst meist nur abends geöffnet), der erste Eindruck der Bar ist ziemlich rumpelig und wenig einladend. Das ändert sich nach ein paar freundlichen Worten, einem kalten Bier und einer Cola. Drei Schritte weiter im Speisesaal sieht es dann auch ganz manierlich aus, ich bekomme gerade noch ein Mittagsmenü für 10,50 EUR vorgesetzt, bevor die Küche zu macht. Riesiger Salatteller. Fleisch mit Pommes. Nachtisch. Damit bin ich endgültig versöhnt und verbringe den Nachmittag damit, mir die Laune nicht verderben zu lassen. 

Insgesamt also ein doofer Tag, aber mit gutem Ausgang. Blöd nur, daß mich in den nächsten Tagen noch ein paar dieser Etappen erwarten, bis ich nächste Woche endlich wieder in die Berge komme...

Am Abend mache ich noch einen Spaziergang durch das leere Dorf - und siehe da: Es gibt sogar noch eine andere Kneipe, aus der Rambazamba auf die Straße dringt. Wenn Gurrea genug Potential für zwei Bars hat, dann bin ich schon wieder beruhigt und muß diesen Ort doch plötzlich gar nicht mehr so doof finden. Ich trinke noch ein paar Bier in der Bar, für ein richtiges Abendessen bin ich nicht hungrig genug. Der Wirt macht mir trotzdem noch ein Bocadillo, damit ich nicht vom Fleisch falle. Tjahaha...

Hier in loser Folge die spannendsten Bilder des heutigen Tages:

Die Pfütze hier ist alles, was vom Canal de Gállego übrig geblieben ist...
Dieses verfallene Haus war mein Hingucker des Tages. Mehr war nicht drin.
Leere links.
Leere rechts.
Idyllenschwerpunkt Siesta in Gurrea de Gallego.
Und hier gehe ich heute Abend noch tanzen. Und zwar in Stiefeln!





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