Donnerstag, 21. November 2019

Tag 27: Aussicht, Sonne und Wochenendbummeln.

Samstag, 16.11.2019
27. Wandertag
Ares del Maestrat nach Fuentes en Segures
5h (inkl. Pausen) / 16km
421m rauf / 640m runter

Ein strahlender Morgen erwartet mich. Weil die Etappe heute nur kurz ist und ich genug Zeit habe, steige ich nach dem Frühstück erstmal hoch zur Ruine des Castillos von Ares. Von den Bergen im Westen pfeift wieder der erbarmungslose Wind, nimmt mir den Atem und sorgt dafür, daß sich die -2 Grad am Morgen deutlich kälter anfühlen. Dafür ist die Aussicht von hier oben einfach gut.


Drüben am Paß soll es einen kleinen Laden geben, auf den ich gerade schwer spekuliere. Wenn der am Samstagvormittag offen hat, könnte ich vielleicht noch ein bißchen Proviant für heute und morgen einkaufen. (Daß ich gestern vollkommen entsetzt war, wieviel Futter ich schon dabei habe, verdränge ich dabei natürlich gekonnt.) Aber irgendwie konnte sich der Laden heute nicht so richtig zum Öffnen hinreißen lassen, also gibt's gechlortes Leitungswasser und kein Brot, auf die ich meine zahlreichen bevorrateten Aufstriche streichen könnte. Absurd...

Hinter dem Paß geht es für eine gute Stunde schräg den Berg rauf. Freundliche Kühe mit Kälbern, verfallene Almen, Terrassen ohne Ende. Dazu Sonne, Aussicht und das Gefühl, sehr weit über allem zu stehen, was da unten oder da hinten im Tal so vor sich gehen mag.


Oben auf der Kuppe streife ich eine windige Steinwüste, Kragen hoch, Mütze tiefer ins Gesicht, bevor ich ins nächste Tal absteige. Kleine Wäldchen, Felder, hoch aufragende Felsen, unter denen sich der Wanderweg vorbeischlängelt - plötzlich eine ganz andere Idylle. Ich verliere ein paar Mal den Weg zwischen den tausenden Schafspfaden, aber kein Problem.


Inzwischen ist es deutlich wärmer geworden, in der Sonne läßt es sich zur Mittagspause echt gut aushalten. Die Kuhherde unterhalb am Hang ist derselben Meinung und liegt quasi mit mir zusammen in der Sonne. Anfangs waren sie noch etwas unruhig angesichts dieses Typen mir dem großen Rucksack, aber das legt sich schnell, als sie merken, daß ich auch nur entspannen will.

Benassal grüßt seine Gäste.
Am Nachmittag mache ich noch einen Schlenker durch das Dorf Benassal, um die letzte Supermarkt-Chance des Tages auszuchecken. Aber ich bin 45min zu spät dran, der Laden hat um 1400 Uhr zu gemacht. Also muß ich mit dem Vorlieb nehmen, was ich dabei habe. Schade, für die fette Etappe morgen hätte ich mir gerne noch zuckrige Motivationsgetränke in Form von Fanta Limón oder so mitgenommen. Aber Wasser wird's auch tun.

Oberhalb von Benassal liegt sein touristischer Ableger Fuentes en Segures. Ich komme mal wieder durch die Hintertür ins Dorf, diesmal über den Hof des örtlichen Mineralwasser-Abfüllbetriebs. Der Rest von Fuentes en Segures hat geschlossen, und zwar so richtig. Das Hotel Los Pinos, das gefühlt fast ein Viertel des Dorfes ausmacht, hat für die Saison dichtgemacht, auf den Treppen ringsum liegt schon knietief das Laub, das der Wind da hinsortiert hat. Apartmentvermietungen, Läden, alles zu und zu vermieten. Selbst die Müllcontainer, in die ich meine kleine Mülltüte entleere, sind komplett leer. Nur zwei Hotels halten den Laden offen, immerhin. Das Hotel-Restaurante Novella liegt schon wieder ein Stück außerhalb in einer scharfen Kurve der Bergstraße, es sitzen tatsächlich ein paar Verrückte draußen in der Sonne, drinnen im Speisesaal ist die Hölle los. Ausflugsverkehr.

Dusche, auf dem Bett liegen, Blog schreiben. Der klassische Dreiklang des Ankommens. Durch die Balkontür kommt so viel Sonne rein, daß mir für einen Moment ganz warm ums Herz wird.

Der Trubel des Tages im Speisesaal hat sich schwer gelegt, es ist totenstill, ich bin anfangs der einzige Gast, kurz vor 2200 Uhr kommt noch ein Tisch. Nach dem Abendessen werfe ich mich sofort ins Bett, morgen wartet ein fetter Tag auf mich. Von der Strecke her ok, aber relativ viele Höhenmeter. Draußen heult der Wind um das Hotel, ich hole noch schnell meine Stiefel vom Balkon rein - ich bringe es einfach nicht übers Herz, sie in der Kälte über Nacht draußen zu lassen...


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