Schön kalt in Andorra. |
22. Wandertag
Andorra nach Alcorisa
5,25h (inkl. Pausen) / 19km
266m rauf / 336m runter
Saukalt und pfeifender Wind. So beginnt der Morgen, als wir unsere Pension verlassen. Die Bar unter der Pension sieht immer noch genauso kahl und trostlos aus wie gestern Abend, also ziehen wir erstmal durch Andorra, checken mindestens vier verschiedene Bäckereien und beurteilen mit der Nase am Schaufenster die Teilchen-Auswahl. Einkaufen im Dia, auf ein Heißgetränk in die Bar, Brot und Teilchen in der Bäckerei holen. Andorra sperrt währenddessen seinen Ortskern ab, überall bauen sich Marktstände auf.
Wir haben natürlich viel zu viel eingekauft und empören uns über unsere schweren Rucksäcke. Einzige Lösung: Frühstückspause auf dem Berg gleich oberhalb von Andorra, da gibt's ne Aussicht und ne Ermita. Auf dem Weg dorthin pfeift uns der Wind um die Ohren, die realen 6 Grad fühlen sich an wie schneidende Minusgrade, da hilft auch die Sonne nicht mehr viel. Auf dem Mirador winken wir mal schnell unseren eigenen Schatten zu, gucken mal schnell in die Ermita de San Macario, dann finden wir uns ein windgeschütztes Plätzchen in der Sonne und frühstücken ausgiebig. Bergeweise.
Es ist deutlich nach Mittag, als wir von der Ermita aufbrechen und über die windigen Felder hinter Andorra weiter nach Süden ziehen. Wir sehen dabei außergewöhnlich gut aus, weil wir uns aus irgendeinem Grund heute Morgen gegenseitig darin bestärkt haben, weiter in kurzen Hosen zu wandern. Obwohl es dafür natürlich eigentlich zu kalt und zu ungemütlich ist. Die Leute unten im Ort haben uns dafür schon schräg angeschaut; hier oben treffen wir auf ein paar Spaziergänger in voller Winterklamotten, die gucken noch entgeisterter. Also möglichst sportlich wirken und weiterlaufen.
Nach ein paar Hügeln ändert sich die Welt freundlicherweise. Wir tauchen ein in ein abgeschiedenes Tal, das von Hügeln und Wäldern umgeben ist. Der Wind läßt etwas nach, man kann mal wieder etwas wärmende Sonne auf der Jacke spüren. Der Weg geht geradeaus das Tal entlang, immer ganz leicht bergab, so daß wenigstens ein bißchen Schlenderlaune aufkommt.
Wenn ich bedenke, wie madig ich Monsieur Müller diese und die vergangenen Etappen gemacht habe... Ich hatte ihm geradezu abgeraten, nach Spanien zu kommen und mitzuwandern: Schlimme Landschaft, wüstenartige Ödnis, langweilige und frustrierende Orte. So hatte ich es eingeschätzt und beschrieben - eine eklatante Fehleinschätzung meinerseits. Andorra war als Abendlocation sehr ehrenwert. Die Landschaft der letzten Tage war karg, aber großartig anzusehen und - wem ich ehrlich bin - doch viel abwechslungsreicher, als ich es jemals erwartet hätte.
Während wir am mittleren Nachmittag nochmal eine Pause im Windschatten hinter ein paar Felsen machen, schleichen sich im toten Winkel doch noch unbemerkt Wolken heran. Wir haben nur noch eine knappe Stunde vor uns, also legen wir einen Zahn zu, um nicht noch zum Schluß der Etappe naß zu werden. Das klappt erstaunlich gut, nur ne halbe Stunde später biegen wir um die Ecke und Alcorisa taucht unter uns im Tal auf. Die Felsen, die das Dorfes ringsum umschließen, sind von Höhlen durchzogen und wirken wie ein Amphitheater.
Alcorisa ist im üblichen Nachmittagsschlaf, als wir ankommen. Nur die Cafeteria an der Plaza Constantino Lorente ist belebt, alle anderen Bürgersteige sind hochgeklappt. Monsieur Müller recherchiert die örtliche Bushaltestelle, um seine morgige Rückfahrt nach Barcelona/Berlin einzuleiten. Der Abend bringt Regen, was wir mit ein paar Bieren und später Salat und Pizza galant überspielen. Alcorisa kann leider nicht ganz mit Andorra mithalten, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Jedenfalls hat sich auch Alcorisa gut um uns gekümmert.
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