Donnerstag, 7. November 2019

Tag 17: Letztes Mal Flußtal.

Samstag, 02.11.2019
17. Wandertag
La Puebla de Alfindén nach Fuentes de Ebro
8h (inkl. Pausen) / 30km
221m rauf / 185m runter

Hmmm, Einkaufserlebnis! Der von außen winzig kleine Supermarkt auf der Hauptstraße von Alfindén entpuppt sich als Sitzriese mit richtig viel Verkaufsfläche. Alles da, alles frisch. Ich tanke noch warmes Brot, Teilchen, Getränke und noch ein paar Äpfel. Beim Einpacken zwei Straßen weiter werde ich auf eine optisch sehr aus dem Rahmen fallende Wohnsiedlung aufmerksam. Häuser mit Flügeln und fließenden Ecken, als hätten sie Wurzeln. Ich bin schwer versöhnt mit der Welt, jetzt wo ich gesehen habe, daß der spanische Hang zum knallharten Reihenhaus auch mal anders aussehen kann.


Erstmal runter um Fluß, sich gegen den Strom von Samstags-Mountainbikern behaupten. Davon gibt's heute bei dem schönen Wetter reichlich, zudem ist die angepeilte Brücke auf Meilen der einzige Übergang über den Ebro. So sieht sie denn auch aus: Wie ein Warp-Tunnel in eine andere Dimension.





Gleich dahinter gibt's einen schönen sonnigen Rastplatz für Fahrräder, den ich für's Frühstück umfunktioniere. Stiefel ausgezogen, Brot geschmiert, ein bißchen rumgebummelt. Die Landschaft ist hüben wie drüben dieselbe: Flußauen mit weiten Feldern, am Horizont Industrie und Schnellstraßen.




Nachdem ich heute sozusagen an Zaragoza vorbeigeschrammt bin, kriege ich nur den Speckgürtel der Großstadt mit. Passt mir eigentlich ganz gut, denn ich bin im Kopf total auf "Dorf" eingestellt. Heute mitten in der Großstadt zu landen, hätte mich total überfordert. 

Die nächsten zwei Stunden laufe ich alleine am Rand von steilen Lehmklippen das Flußtal entlang, die Aussicht nach links ist malerisch, rechts gibt's Schnellstraßen, Tankstellen, Gewerbebetriebe. Der Tag ist windig und sonnig, ich hacke meine Kilometer in den Schotter und verschlucke ungezählte Fliegen, die sich wieder zu mir gesellt haben. Aaaargh!

Das Einzige, was dagegen hilft, ist Abwechslung. In El Burgo de Ebro finde ich einen kleinen Supermarkt, der mir noch mehr Getränke und Snacks verkauft, auf dem Weg zum Park um die Ecke sehe ich allerdings schon, daß es von oben her bald naß werden dürfte. Man muß kein Almöhi sei, um zu erkennen, daß es innerhalb der nächsten halben Stunde regnen wird. Aber pfeif drauf, jetzt ist erstmal Mittagspause. Also sitze ich auf der Parkbank und esse Äpfel und Honigmandeln, während sich der Himmel zuzieht und die ersten Tropfen fallen. Erst als es richtig regnet, mag ich nicht mehr sitzen und ziehe weiter. Aber schon zehn Minuten später ist es wieder trocken, abgesehen ein paar dramatischen Wolken bleibt der Himmel für den Rest des Nachmittages brav.


Ich laufe geradewegs auf die nächste Papierfabrik zu, die sich wie ein riesiger Riegel quer in das Tal hineinschiebt. Links des Kanals liegt noch ein alter Bauernhof mit ein paar Schafsweiden, rechts LKW-Parkplätze, Pförtnerhäuschen, knatternde Mülltüten im Wind und ganz viel muffiger Geruch.




Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang komme ich an den ersten Häusern von Fuentes de Ebro vorbei, beste Gegend. In den Kleingärten und Kleingewerbe-Hallen am Stadtrand ist viel los, überall ältere Herren, die nochmal nach dem Rechten sehen. Im nächstbesten Supermarkt kaufe ich in weiser Voraussicht schonmal Proviant für morgen, denn dann ist Sonntag und ich muß früh raus. Morgen früh verlasse ich in einer langen Tagesetappe das Tal des Ebro und wandere weiter "landeinwärts", dann ein paar Tage über eine wüstenähnliche Ebene und später wieder hoch in die Berge.

Mein kleines schmales Hostal freut sich, daß ich da bin, der Chef Carlos erledigt in schickstem Englisch die Formalitäten und erkundigt sich als Erstes, ob ich einen Stempel in mein Pilgerheftchen möchte. Ja, ich bin heute "aus Versehen" eine Jakobsweg-Etappe gelaufen, allerdings wieder in die falsche Richtung. Also danke nein, kein Stempel. Als ich den Rucksack auspacke merke ich, daß ich eben im DIA mal wieder viel zu viel Kram gekauft habe, also fällt Essen gehen heute Abend aus. Ich bin sowieso zu matschig, um mich nochmnal stadtfein zu machen. Statt dessen vertilge ich im Schneidersitz auf dem Bett Oliven, Brot von heute morgen, Schokolade und viel Wasser. Auch gut.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen