11. Wandertag
Fuencalderas nach Santa Eulalia de Gállego
7h (inkl. 2 dicker Pausen) / 20km
300m hoch / 601m runter
Ich bin früh wach, die Sonne ist gerade raus, aber das Dorf schläft noch seinen gerechten Sonntagmorgen-Schlaf. Voller Neugier packe ich erstmal die Frühstückstüten aus: Äpfel, eine halbe Wurst, Pilzomelett im Brot, Schokomilch, eine Prinzenrolle und ne Dose Cola. Alles schaffe ich natürlich nicht zum Frühstück, aber mit diesen Futterbergen komme ich mindestens heute, wenn nicht auch noch morgen gut über die Runden.
Einen Kilometer außerhalb von Fuencalderas treffe ich den riesigen alten Hirtenhund, der gestern den ganzen Nachmittag lang vor der Bar gelegen hat. Ich streichele ihm als symbolischen Abschied von Fuencalderas nochmal über den Kopf und mache mich auf Richtung Osten. Heute werde ich die Berge verlassen und runter ins Flußtal des Rio Gállego wandern, dem ich die nächsten Tage Richtung Süden, Richtung Zaragoza folgen werde. Das Wetter verspricht heute Sonne satt, bei um die 20 Grad.
Ein paar Kilometer Straße mit Aussicht, dann ein paar Kilometer Forstpiste mit Aussicht. Links kann ich weit in die Felsenbänder der Nachbartäler blicken, am Horizont leuchten wieder die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen. Geradeaus verlaufen sich die Bergrücken langsam runter ins fast flache Land nördlich von Zaragoza.
Über mir kreisen die sprichwörtlichen Geier in den warmen Aufwinden des Vormittags, ich sitze eine Stunde im Schatten einer alten Eiche, lese ein bißchen und freue mich über Sonne und Wind. Beim lockeren Abstieg auf stillen Forstpisten stoße ich auf einen Baum mit roten Früchten, die ich noch nie vorher gesehen habe. Ich suche ein bißchen im Internet rum, kann die Dinger aber nicht identifizieren. Die knallroten Früchte sehen so lecker aus, das gelbe Fruchtfleisch so einladend. Aber kann man die Dinger essen? Ich probiere ein Stückchen, erinnert in Konsistenz und Geschmack ein bißchen an das mehlige Fruchtfleisch einer Birne. Aber ich traue mich auch nicht so richtig, mir damit den Bauch vollzuschlagen, solange ich nicht weiß, was das ist.
(Offensichtlich bin ich weder gut im Bestimmen von Vögeln noch von Pflanzen. Peinlich eigentlich...)
(Offensichtlich bin ich weder gut im Bestimmen von Vögeln noch von Pflanzen. Peinlich eigentlich...)
(Kunstgriff in die Zukunft: Inzwischen weiß ich, daß das der Westliche Erdbeerbaum ist. Einen Tag später bin ich zufällig auf einem botanischen Lehrpfad unterwegs gewesen, da hing netterweise ein Schild dran. Una ja: Die Früchte sind eßbar...)
Kurz vor dem letzten Abstieg ins Tal spuckt mich die Forstpiste noch an der Ermita de Santa Quiteria aus, die erschreckend wenig Aussicht, dafür aber einen häßlichen Sendemast mit Lüftungslärm bietet. Ich mache trotzdem an einem der Picknicktische nochmal eine schöne Nachmittagspause und freue mich jetzt schon auf's Abendessen.
Unten in Santa Eulalia de Gállego habe ich ein Zimmer in einer Casa Rural gebucht, freundlicherweise haben sich die Betreiber bereit erklärt, mir heute Abend ein Abendessen zu kochen, obwohl Sonntags sonst die Küche kalt bleibt. Der Abstieg runter ins Dorf ist wie ein Spaziergang durch hunderte Jahre Geschichte, auf alten ausgetretenen Caminos, vorbei an den uralten Mauern der Gärten, über die von unzähligen Füßen abgerundeten Steine auf dem Weg zur Quelle. Mein Vermieter Guillermo zeigt mir das Haus, in dem noch die Noblesse früherer Jahrzehnte wohnt, mit einem Salon gefüllt mit alten Möbeln und einer Galerie aus dunklem Holz. Voller Glück entere ich die Dusche, esse später ein farbenfrohes Dinner mit Fischsuppe und Fleischbällchen-Eintopf und tippe im Salon noch ein bißchen in meinen Computer, bis mir fast die Augen zufallen.
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