Blick zurück auf Torás und seine Pfützen. |
33. Wandertag
Bejís nach Jérica (wieder eine Etappe rückwärts)
5,5h / 20km
445m rauf / 740m runter
Wie kommt man ins 3km entfernte Nachbardorf zur Post? Richtig, zu Fuß. Dafür bin ich ja schließlich ausgerüstet. Ich habe mir für heute früh aus alter Gewohnheit eine kleine Dispo geschrieben, damit alles zusammenpasst:
0800 Wecker
0900 Frühstück
0930 Loslaufen
1015 Post in Viver, Paket packen und wegschicken
1045 fertig mit Post, evtl. noch Supermarkt
1100 Taxi holt mich in Viver ab
Mit so viel Rückversicherung starte ich entspannt in den Tag. Allerdings erwischt mich die Hotelchefin, die mir gestern Nachmittag beim Check-In schon gehörig auf den Wecker ging, beim Frühstück vollkommen auf dem falschen Fuß, indem sie mit mir eine Diskussion anfangen will, daß ich doch bei meiner Onlinebuchung gar kein Frühstück gebucht hätte. Dabei wedelt sie besserwisserisch mit der ausgedruckten Buchungsbestätigung vor meinem Gesicht herum, als ich mich gerade über meine Teetasse beugen will. Sagen wir es mal so: Ich mußte mich in diesem Moment schwer zusammenreißen. Ich drehe den Spieß um und mache ihr klar, daß ich ihr höchstselbst gestern Nachmittag gesagt habe, daß ich gerne frühstücken würde und sie das im Übrigen auch so auf meinem affigen Hotelkärtchen vermerkt hat. Der Frühstückskellner erkennt meine erschreckend kurze Zündschnur in Bezug auf die Dame, trennt uns rechtzeitig, legt mir beruhigend die Hand auf die Schulter und deckt den Tisch. Guter Mann.
Die 3km rüber nach Viver sind eigentlich öde und langweilig, werden mir aber durch einen alten Ford-Traktor mit Anhänger versüßt, der am Rande von Jérica am Straßenrand parkt. Auf dem Anhänger steht ein Faß mit der liebevollen Aufschrift "Mierda", zu deutsch: "Scheiße". Drinnen sehe ich Spuren von irgendwas Schlammigem und entschließe mich, nicht weiter investigativ tätig zu werden. Muß ich trotzdem fotografieren, schön absurd, hebt meine Laune. Mir wäre das ja zu gefährlich, so ein Faß Scheiße im Nacken zu haben, beim Bremsen und so...
Bei der Post funktioniert alles, die Postfrau kümmert sich trotz "Lost in Translation" rührend um mein Paket, mein Rucksack ist ab sofort 4,5kg leichter und hat gefühlt nur noch halb so viel Volumen. Und ich muß ab sofort nicht mehr über Zelten nachdenken, weil ich kein Zelt mehr dabei habe. Es ist noch genug Zeit für eine Rutsche in den Supermarkt und eine Besichtigungsrunde der örtlichen Panaderias, die kleinste und versteckteste Bäckerei ist wie immer die Vollste (und damit die Beste) und verkauft mir nicht nur Empanadas, sondern auch ein Stück warme Pizza.
Das bestellte Taxi und ich finden uns auf Anhieb und 20 Minuten später stehe ich am Kreisverkehr in Bejís und mache mich auf den Fußweg zurück nach Jérica. Wieso drehe ich den Tag nochmal um und laufe quasi rückwärts? Weil es viel einfacher ist, sich für den Morgen für eine feste Uhrzeit eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren als "irgendwann am Nachmittag", keine Ahnung wann ich ankomme, keine Ahnung, ob das Taxi dann überhaupt gerade Zeit hat. Ist ja nicht so wie in Berlin, daß man da große Auswahl hätte.
Für den Weg zurück nach Jérica habe ich den GR 231 gefunden, ein markierter regionaler Wanderweg. Er führt mich auf schlammigen Wegen (der Regen von gestern Nacht wartet quasi hämisch in Form von Matsch und Schlamm auf mich) über Torás und Teresa wieder zurück nach Jérica. Es ist bewölkt und windig, die erste Pause mit Aussicht auf Torás mache ich nicht, weil ich Bock auf Pause oder Sitzen hätte (dazu ist es irgendwie zu ungemütlich), sondern weil ich auf das Pizzastück im Rucksack scharf bin. Der Wind pfeift von vorne und ich mache erstmal gründlich Inventur, was eigentlich noch alles in den viel zu schweren Proviantbeuteln rumlungert. Wahnsinn. Das reicht für ne Woche...!
Irgendwann verdrängt die Sonne die diffusen Wolken und es wird ein schöner Nachmittag. Ich laufe durch Olivenhaine und Weinreben, mal ein paar Meter rauf, dann ein paar Meter runter. Ich packe mir Musik in die Ohren und genieße es, einfach ohne Anstrengung durch die Landschaft zu gleiten.
Es wird flacher und sandiger, wenn man die Augen ganz fest zukneift, könnte man sich an manchen Stellen auch einreden, daß man gerade in Brandenburg ist. Naja, eigentlich gar nicht, Spanien ist immer noch Spanien. Pinien gibt es zwischen Neustrelitz und Cottbus auch nicht so oft, aber der eine Sandweg, über den ich laufe, triggert irgendwie eine Erinnerung an Brandenburger Wege durch leere Landschaften.
Noch eine halbe Stunde am Fluß entlang, dann stehe ich wieder am Rand von Jérica. Irgendein Event muß hier gerade abgehen, tonnenweise Kinder mit Eltern in Wanderklamotten stehen an Easy-Up-Zelten an und holen sich entweder Startnummern ab oder nehmen Urkunden entgegen. Ich weiß es nicht, ich zuckele lieber rüber in mein Hotel, werfe die Dusche an und sinke angenehm ermattet in den Restnachmittag.
Abends noch auf ein paar Bier in die Bar, ein Abendessen hinterher, und ich bin zufrieden.
(Nachtrag: Bitte achten Sie beim letzten Bild auf den LKW mit dem grauen Aufbau, der sich hinter dem grünen Container versteckt. Morgen werden Sie wissen, warum...)
Dieses Haus ist doch wohl ein Witz, Spanien! |
Für den Weg zurück nach Jérica habe ich den GR 231 gefunden, ein markierter regionaler Wanderweg. Er führt mich auf schlammigen Wegen (der Regen von gestern Nacht wartet quasi hämisch in Form von Matsch und Schlamm auf mich) über Torás und Teresa wieder zurück nach Jérica. Es ist bewölkt und windig, die erste Pause mit Aussicht auf Torás mache ich nicht, weil ich Bock auf Pause oder Sitzen hätte (dazu ist es irgendwie zu ungemütlich), sondern weil ich auf das Pizzastück im Rucksack scharf bin. Der Wind pfeift von vorne und ich mache erstmal gründlich Inventur, was eigentlich noch alles in den viel zu schweren Proviantbeuteln rumlungert. Wahnsinn. Das reicht für ne Woche...!
Teresa. Wer nicht hier war, hat nix verpasst. |
Es wird flacher und sandiger, wenn man die Augen ganz fest zukneift, könnte man sich an manchen Stellen auch einreden, daß man gerade in Brandenburg ist. Naja, eigentlich gar nicht, Spanien ist immer noch Spanien. Pinien gibt es zwischen Neustrelitz und Cottbus auch nicht so oft, aber der eine Sandweg, über den ich laufe, triggert irgendwie eine Erinnerung an Brandenburger Wege durch leere Landschaften.
Brandenburg. |
Noch eine halbe Stunde am Fluß entlang, dann stehe ich wieder am Rand von Jérica. Irgendein Event muß hier gerade abgehen, tonnenweise Kinder mit Eltern in Wanderklamotten stehen an Easy-Up-Zelten an und holen sich entweder Startnummern ab oder nehmen Urkunden entgegen. Ich weiß es nicht, ich zuckele lieber rüber in mein Hotel, werfe die Dusche an und sinke angenehm ermattet in den Restnachmittag.
Abends noch auf ein paar Bier in die Bar, ein Abendessen hinterher, und ich bin zufrieden.
(Nachtrag: Bitte achten Sie beim letzten Bild auf den LKW mit dem grauen Aufbau, der sich hinter dem grünen Container versteckt. Morgen werden Sie wissen, warum...)
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